Was bedeutet Darminvagination?

Bei einer Darminvagination kommt es zu einer Lähmung eines Darmabschnitts. Dabei stülpt sich anschließend der gesunde Darmabschnitt über den erkrankten. Dadurch ist die Durchblutung des betroffenen Darmsegments erheblich beeinträchtigt. Schließlich kommt diese ganz zum Erliegen. Die Folge ist dann eine Nekrose, das Gewebe stirbt ab. Ohne sofortige Operation stirbt man. Die Ursachen für eine Darminvagination sind noch nicht bekannt.

Eine Darminvagination kann jederzeit wieder auftreten.

Darminvagination bei Peter

Bei Peter zeigten sich folgende Symptome:

Er hatte 3x erbrochen und frass über mehrere Tage nichts mehr. Auch kein Leckerlie, was für Peter ungewöhnlich ist.

Tastbefunde bei verschiedenen Ärzten in den nächsten 3 Tagen waren ohne Befund. Ab dem 3. Tag hatte er erhöhte Temperatur. Martin bringt ihn in die Klinik und lässt ihn für weitere Untersuchungen da. 

Er hat bei Aufnahme in der Tierklinik 38,8C Temperatur. Schleimhäute sind rosa und feucht, Herz und Lunge ohne Befund. Bauch im Tastbefund weich. Im Blutbild sind CRA und Bun erhöht, CL erniedrigt, Phos und Ca erhöht.

Im Ultraschall ist eine Darminvagination im linken Bauchbereich erkennbar. Nieren und Milz ohne Befund, Magen leicht gefüllt, Leber nicht einsehbar. Uns wird zu einer Notoperation geraten, ansonsten würde Peter versterben.

Die Operation wird sofort nach der Einwilligung durchgeführt. Bei Peter sind ca. 20 cm des Dünndarms betroffen. Der Darm ist massiv entzündet. Es werden 15cm abgestorbener Darm entfernt. Die Darmwand ist ziemlich rissig, aber gut durchblutet. Intraoperativ hatte er 39,8C Fieber . Nach einer Bauchspülung ist die Temperatur wieder im Normalbereich. Dazu sind Bauchfell und Bauchspeicheldrüse  noch entzündet.

Am Tag nach der OP ist er relativ apathisch. Der Bauch weich , reagiert aber auf Druck. Temperatur liegtbei 40,0C. Er setzt zwar Urin ab, aber keinen Kot. Futter wird von ihm verweigert. Der Crea Wert sinkt von 196 auf 148.  

An Tag 2 nach der OP hat er noch 39,6C Fieber. Er verweigert immer noch Futter. Kein Urin und Kotabsatz. Die Klinik vermutet, dass Peter sein Kaklo vermisst und Umgebungsbedingt nicht pinkelt. Der Kragen wird entfernt und durch einen Body ersetzt.  Medikamentation: Synolux, Metapyrinn, Cerenia, Prantoprazol und Metronidazol.

Am 3. Tag nach der OP knabbert er zumindest an einer Katzenstange. Aber er hat immer noch keinen Kot- oder Urinabsatz. Im Ultraschall sieht man etwas freie Flüssigkeit im Bauchraum und eine gefüllte Blase. Die Blase wird per Katheter entleert und der dunkle Urin untersucht.  Hämatologie: Hämatokrit 29 von 38. Medikamentation unverändert.

Am Tag 4 nach der OP sind Knoten der Wundnaht offen und werden neu geknotet. Ansonsten sieht die Wunde gut aus. Weiterhin kein Kot- und Urinabsatz. Im Ultraschall sieht man etwas freie Flüssigkeit zwischen den Darmschlingen und Darmschlingen sind größengerecht gestaut. Am späten Nachmittag dürfen wir ihn nach Hause holen.  

So geht es weiter:

Medikamentation: je 2x täglich Amoxiclav, Metrobacin, Omeprazol, Canicur und nach Bedarf Novalgin

Ende der Woche Ultraschallkontrolle und die Woche drauf Fäden ziehen.

Peter verweigert auch zu Hause das Fressen. Er wird von uns zwangsernährt.  Er bekommt alle 2 Stunden  mit Reconvales verdünntes Nassfutter per Futterspritze ins Maul. Eine Qual für alle Beteiligten. Das geht aber über 2 Wochen so. Am ersten Tag traut er sich immer noch nicht in den Body zu pieseln. Von Kotabsatz ist eh keine Spur. Nachts muss er zu ins ins Schlafzimmer. So können wir in dem zusätzlichen Klo sein Geschäft kontrollieren. Wir haben uns noch nie so sehr über einen Köttel gefreut. Ein Body ist immer in der Wäsche. Da er ja da rein pieseln muss. Er darf aber in seinen Garten.

Die Fäden sind raus, der Body kann weg.  Wir entdecken einen kleinen Knubbel an der Naht. Der stellt sich im Ultraschall als alter Eiter raus. Der Eiter wird abgezogen und per Mikroskop begutachtet. Da Peter durch die lange Antibiotikazeit noch abgedeckt sein sollte, wird auf neue Antibiotika verzichtet.

Rund 2 Wochen später kommt Peter aus dem Garten und  hat unten an der Narbe einen grünen Punkt. Er fängt daran an zu lecken und es kommen Mengen an Eiter aus dem Loch. Wieder ab in die Klinik. Das Handtuch trieft von Eiter. Es hat sich eine große Eitertasche gebildet. Von wegen alter Eiter. Nach Ultraschall wird der Eiter abgesaugt und die Tasche ausgespült. Zusätzlich wird Peter dem Kardiologen  vorgestellt, der findet zum Glück nichts. Der Eiter wird zur Antibiose eingeschickt.  Peter hat sich nach dem der/die Knoten in der Klinik  weg war wohl an der Wunde geleckt. Somit sind seine Mundraumbakterien in die Wunde gelangt und haben den Eiter verursacht. Wieder 14 Tage Antibioikum. Wir sollen 2x täglich die Wunde mit Kochsalzlösung spülen. Peter lässt das aber von uns nicht machen. Also geht es wieder regelmäßig zum Spülen in die Klinik. Seit der Eiter raus ist frisst Peter mit gutem Appetit.

Mittlerweile merkt man nichts mehr von Peters schwerer Erkrankung. Er hat sich gut erholt und ist wieder ganz der Alte. Leider ist eine Darminvagination rezidiv, d.h. sie tritt gerne erneut auf. Wir hoffen das es bei Peter nicht passiert.